Der frühzeitige Weideaustrieb ist gut für Kühe und den Pflanzenbestand, sofern der Boden trägt. (Foto: Anne Verhoeven)

Vorweide stimmt Kühe ein

Das frühe Anweiden ist eine Win-win-Situation für Pflanzen und Tiere. Sie bildet den Grundstein für eine erfolgreiche Saison.

Die Vorweide nimmt eine wichtige Stellschraube für eine erfolgreiche Weidesaison ein. Daran erinnert jetzt Anne Verhoeven vom Ökobetrieb Haus Riswick der Landwirtschaftskammer NRW. Die Vorweide ist die frühzeitige, temporäre Haltung der Tiere auf den Weideflächen. Sie dient einerseits der Entwicklung des Pflanzenbestands und andererseits dem Wohlbefinden der Tiere, was die Tiere beim ersten Austrieb deutlich zeigen. Der frühe Verbiss fördert die Bestockung erwünschter Weidegräser und verbessert die Trittfestigkeit der Narbe. Gleichzeitig gewöhnen sich die Wiederkäuer durch den regelmäßigen Weidegang kontinuierlich an die Futterqualität des Weideaufwuchses.

Wann beginnen?
Ausschlaggebend ist der rechtzeitige Start beim Anweiden nach dem Winter. Das Spitzen der Gräser signalisiert den Startzeitpunkt – Kräuter wie Ampfer und Bärenklau sollten sich im frühen Blattstadium befinden und die Obergräser etwa 8-10 cm hoch sein, beschreibt die Milchviehberaterin Verhoeven: „Sobald die Flächen tragfähig sind, können die Tiere langsam auf die Weiden zum Grasen getrieben werden. Je nach klimatischen Verhältnissen kann der erste Austrieb im Frühjahr bei trockenen Bodenverhältnissen schon im März erfolgen.“

Nur stundenweise auf die Fläche
Die Tiere sollen sich stundenweise großflächig an die Weide gewöhnen! Sie fressen zeitig wachsendes Unkraut und regen die Bestockung durch das Kürzen der frühen Obergräser an. Dadurch entwickelt sich anschließend eine dichte und trittfeste Grasnarbe – elementar im Weidemanagement für eine erfolgreiche Weidesaison. Mit ansteigenden Weideaufwüchsen nehmen Weidezeit und Weidefutteraufnahme der Wiederkäuer zu.

Weidetierbesatz während der Weidephasen
Die Anzahl der Tiere je Hektar ist stark von den zu beweidenden Flächen und dem Weidesystem abhängig. Es macht zudem einen Unterschied, ob sich die Tiere im Frühjahr oder im Herbst auf der Weide befinden. Bei einem angenommenen Grünlandertrag von etwa 80 dt TM/ha sollten auf einer Kurzrasenweide zur Vorweide 1-3 Kühe je Hektar weiden, zur Frühjahrsweide sind dann 4-6 Kühe je Hektar das richtige Maß.

Kontinuierliche Umstellung der Fütterung
Auf diese Weise gewöhnen sich die Wiederkäuer kontinuierlich an das Weidefutter. Verhoeven erklärt: „Die Tiere erhalten im Stall weiterhin die Winterration, so dass sich die Pansenbakterien an das wasser- und eiweißreiche Grünfutter gewöhnen können und die empfindliche Pansenflora im Gleichgewicht bleibt.“ Die Vorweide eignet sich hierfür perfekt: Die Tiere gewöhnen sich allmählich an das energiereiche, hoch verdauliche Weidefutter.

Idealer Zeitpunkt für eine Nach- oder Übersaat
Die vorige Saison hat oftmals Spuren hinterlassen – neben lückigen Beständen können auch Maulwurfshügel die Qualität der Weideflächen negativ beeinflussen. Der Zeitpunkt der Vorweide eignet sich ideal für eine gezielte Nach- oder Übersaat. Der bestehende Weideaufwuchs wird von den Kühen kurzgehalten, so dass die Nachsaat zügig keimen und anwachsen kann. Lückige Bestände können sich so zu stabilen und ertragsreichen Weideflächen entwickeln.

 

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