Herdenschutzmaßnahmen müssen trotzdem Vorrang haben, auch wenn die Umweltministerkonferenz den Wolf bejagen lässt. (Foto: Imago)

Umweltministerin für leichteren Wolfsabschuss

Steffi Lemke hat den Bundesländern erleichterte Bedingungen zum Abschuss von Wölfen in Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen vorgeschlagen

Drei Wochen lang nach einem Wolfsriss soll künftig ein Wolf geschossen werden dürfen, der sich im Umkreis von 1.000 m von der Rissstelle aufhält. Das hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke am 12. Oktober den Bundesländern vorgeschlagen. Ziel ist eine Beschlussfassung der Umweltministerkonferenz Ende November.

Das Verfahren steht im Einklang mit dem europäischen Artenschutz. Anders als im bisherigen Verfahren muss hierfür nicht das Ergebnis einer DNA-Analyse abgewartet werden. Die Ausnahmegenehmigung für den Abschuss kann von den Behörden erteilt werden, nachdem ein Wolf zumutbare Herdenschutzmaßnahmen in zuvor festgelegten Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen überwunden und Weidetiere gerissen hat. Durch die Umkreisregelung ist es deutlich wahrscheinlicher, den schadenverursachenden Wolf zu treffen. Das lässt sich aus wissenschaftlichen Untersuchungen folgern. Gemeinsam mit den Ländern arbeitet das Bundesumweltministerium zudem an begleitenden Maßnahmen wie Musterbescheiden, die den Verwaltungsaufwand der Länder weiter reduzieren und damit entbürokratisieren würden.

Der Wolf ist in Deutschland laut europäischer Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) streng geschützt und stellt eine prioritäre Art dar, für deren Erhaltung allen Staaten der Europäischen Union eine besondere Verantwortung zukommt. Der Erhaltungszustand des Wolfes ist alle sechs Jahre im Rahmen der FFH-Richtlinie zu ermitteln. Laut der aktuellen jährlichen Veröffentlichung des Bundesamts für Naturschutz gab es für das Monitoringjahr 2022/23 in Deutschland 184 Wolfsrudel, 47 Paare und 22 Einzelwölfe, das heißt in der Summe 253 Wolfsterritorien. Das geht aus den Erhebungen der Bundesländer hervor, die hierfür mehrere zehntausend Hin- und Nachweise ausgewertet haben. Die meisten Wolfsrudel lebten in Brandenburg (52), gefolgt von Niedersachsen (39) und Sachsen (38). Anlässlich des Monitorings wurden im abgeschlossenen Monitoringjahr in den bestätigten Wolfsterritorien insgesamt 1.339 Wölfe nachgewiesen.

Der Wolf ernährt sich zu über 95 Prozent von Wild, das heißt, er frisst im Regelfall im Wald, nicht auf der Weide. Seit der Rückkehr des Wolfes nach Deutschland vor über 20 Jahren gab es keinen Übergriff auf einen Menschen. Angriffe in anderen Regionen der Welt begründen sich hauptsächlich auf die in Deutschland und dem Großteil Europas nicht mehr existierende Tollwut.

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