In Bio-Ställen gehört zur Tierwohlkontrolle der Bio-Verbände, die Tiere systematisch zu betrachten und anhand von neutralen Einstufungen zu bewerten. (Foto: Kirsten Wosnitza)

Tierwohlkontrolle für alle Bio-Ställe

Ein praktikables Prüfkonzept soll für hohe Standards in allen Bio-Ställen sorgen. Das Projekt baut auf Standards der Verbände auf.

Ein neues Verbundforschungsprojekt arbeitet seit Anfang Juli daran, eine Tierwohlkontrolle für alle Bio-Ställe zu entwickeln. Dabei sollen tierbezogene Indikatoren in den Mittelpunkt der Tierwohlbetrachtung rücken, betont das Thünen-Institut zum Start des Projekts „Tierwohl in der ökologischen Landwirtschaft – Tiergerechtheit weiterentwickeln und transparent machen (BioTiGer)“. Solche Indikatoren sind seit 2014 bereits in der Tierwohlkontrolle der Bio-Verbände verankert, die Bioland in der AG Tierwohl gemeinsam mit Biokreis, Gäa und Naturland entwickelt und umgesetzt hat.

Das Projekt BioTiger will bestehende Ansätze zur Tierwohlkontrolle von Verbänden, Labels, Kontrollstellen und vorhandene Betriebsdaten sowie die Forderung nach der betrieblichen Eigenkontrolle berücksichtigen. Als Ergebnis soll ein einheitliches, praktikables Kontrollsystem entstehen. Hinzu kommt die Schulung der Kontrolleur:innen: Online- und Stallschulungen sollen sie kompetent machen, um die Tierwohlkontrolle im Rahmen der Bio-Kontrolle durchzuführen.
Das Prüfkonzept soll risikoorientiert und abgestuft arbeiten und vorhandene Betriebsdaten einbeziehen wie auch tierbezogene Daten, die in den Betrieben bereits vorliegen. Das begrenzt den Zeitaufwand der externen Kontrolle. Diese eigenen Erhebungen können die Betriebe zusätzlich für die betriebliche Eigenkontrolle nach dem Tierschutzgesetz verwenden.

Verbesserungen sind das Ziel
Ziel ist, Problembetriebe zu identifizieren und dort das Tierwohl zu verbessern. Sollte sich in den angesprochenen Betrieben keine Verbesserung des Tierwohls einstellen, soll es Sanktionen geben.

An dem BÖL-geförderten Projekt beteiligen sich neben dem Thünen-Institut für Ökologischen Landbau (Gesamtkoordination, Rind und Schaf/Ziege) das Institut für Tierschutz und Tierhaltung des Friedrich-Loeffler-Instituts (Schwein und Datenmanagement), die Universität Kassel-Witzenhausen (Geflügel), die Bioverbände Biokreis, Bioland, Gäa und Naturland sowie die Öko-Kontrollstellen ABCert, GfRS und Kontrollgesellschaft. Dr. Ulrich Schumacher, Bioland-Fachreferent Tierhaltung, hat das Projekt mit entwickelt und wird es in den kommenden drei Jahren begleiten.

Bundesweiter Überblick über Ställe fehlt
Zwar will Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir den Umbau der bundesdeutschen, konventionellen Tierhaltung zu mehr Tierwohl vorantreiben. Allerdings fehlt ein Monitoring, mit dem sich die Fortschritte beobachten und bewerten lassen. Um die Verbesserungen für das Tierwohl in der Breite der Landwirtschaft einzuschätzen, haben Wissenschaftler:innen ein Konzept vorgelegt für ein Nationales Tierwohlmonitoring (Natimon). Denn bislang gibt es kaum verlässliche Daten darüber, wie es den Tieren tatsächlich geht. Zehn Institutionen haben fünf Jahre lang daran gearbeitet, dass einerseits ein genereller Status des Tierwohls erkennbar wird, aber andererseits die Daten der einzelnen Betriebe geschützt bleiben.
Bei der Übergabe der Forschungsergebnisse signalisierte Staatssekretärin Ophelia Nick allerdings, dass das BMEL für das Monitoring derzeit keine Mittel zur Verfügung habe.

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