Schweine sind intelligent und öffnen ihren Gruppenmitgliedern in Not auch die Türe. (Foto: FBN/Frank Hormann)

Schweine sind hilfsbereit

Das Sozialverhalten und die Gruppendynamik im Schweinestall entscheiden auch über das Tierwohl. Darum schauen Forscher:innen genau hin.

Wenn einzelne Schweine von der Gruppe weggesperrt sind, helfen Gruppenmitglieder ihnen aus der Notlage, wenn sie können. Die Hilfsbereitschaft ist umso größer, je dringender die vereinzelten Tiere ihre Not signalisieren. Das ist ein erstes Forschungsergebnis in einem Projekt am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf. „Unsere Ergebnisse werden uns helfen zu verstehen, ob Schweine empathisch auf den emotionalen Zustand anderer reagieren und ob ihr Hilfsverhalten auf ähnlichen Mechanismen beruht wie beim Menschen", führt Wissenschaftlerin Dr. Liza R. Moscovice aus. Die Idee hinter dem Forschungsprojekt: Wenn Schweinehalter:innen mehr über die emotionale Verfassung und Gruppendynamik von Schweinen wissen, können sie positives Gruppenverhalten fördern. Beispielsweise können sie Schweinen mehr Kontrolle über ihre Umgebung einräumen.

Das Projekt mit dem Titel „Lass mich raus! Proximative Faktoren, die helfendes Verhalten bei Schweinen vermitteln“, wird untersuchen, ob Schweine einander aus Empathie oder aus egoistischen Gründen helfen. Auch wird untersucht, ob familiäre Bindungen oder eigenen Erfahrungen die Hilfsbereitschaft von Schweinen prägen.

Versuchsaufbau mit zwei Türen
Dr. Liza R. Moscovice vom FBN und ihr Kollege Prof. Jean-Loup Rault von der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben zunächst eine Methode entwickelt, um das Hilfsverhalten der Schweine zu analysieren. Dabei werden Schweine in ihren normalen sozialen Gruppen innerhalb ihrer üblichen Stallumgebung einer für sie neuen Situation ausgesetzt: In ihrem Stall befinden sich zwei identische Abteile. Jedes Abteil hat ein Fenster und eine Tür, die nur von außen geöffnet werden können. Dafür muss ein Griff hoch genug angehoben werden, um einen Riegel zu lösen. Ein Schwein wird kurz aus seiner Bucht genommen und dann in eines der beiden Abteile gesetzt. Die anderen Schweine können dann frei und ohne jegliche Anleitung entscheiden, ob sie eine Tür öffnen wollen. Zudem können sie entweder die eine Tür öffnen, um das gefangene Schwein zu befreien, oder die andere Tür zum leeren Abteil.

Die Wissenschaftler:innen am FBN forschen in enger Zusammenarbeit mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Gefördert wird das Projekt über drei Jahre mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) am FBN und des Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

 

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