Aktion bei Penny: Kund:innen zahlen einen Preisaufschlag für Umweltfolgekosten. Bio und konventionelle Produkte stehen im Vergleich. (Foto: Landpixel)

Penny: Besser Bio und Vegan

Ein Experiment zeigt die Vorteile von Bio-Produkten: Der Discounter schlägt auf die Preise von neun Produkten die Kosten für die Umwelt auf.

„Die Preise unserer Lebensmittel entlang der Lieferkette spiegeln deren Umweltfolgekosten nicht wider“, erklärt Penny-Manager Stefan Görgens. Mit der einwöchigen Aktion in allen 2.150 Filialen, die wahren Preise einiger Produkte zu zeigen, will das Unternehmen nun ein Problembewusstsein bei den Kund:innen schaffen. Dafür hat Penny die Kosten, die durch Umweltverschmutzung und Gesundheitsschäden bei der Produktion entstehen, in den Endpreis einberechnet.

Für Bio-Mozzarella wird ein Preisaufschlag von 49 Prozent errechnet, für das konventionelle Pendant fallen immerhin 94 Prozent mehr an. Bio-Würste sind in der Aktionswoche 63 Prozent teurer, für konventionelle Mühlenhof-Wiener müssen die Penny-Kunden 88 Prozent mehr bezahlen.

Im Durchschnitt werden Fruchtjoghurt, Käsescheiben, Mozzarella und Würste unter der Bio-Eigenmarke Naturgut 1,15 Euro teuer. Die konventionellen Vergleichsprodukte kommen auf einen Preisaufschlag von durchschnittlich 1,57 Euro – hier senkt allerdings ein veganes Schnitzel ohne Bio-Pendant mit nur 14 Cent Preisaufschlag den Schnitt.  

Wissenschaftlicher Hintergrund
„Generell ist der notwendige Aufschlag bei rein pflanzlichen Produkten am niedrigsten. Deutlich höher fällt er bei Milchprodukten und am höchsten bei Fleisch aus“, erklärt Umweltökonom Tobias Gaugler von der TU-Nürnberg. Er hat das Projekt gemeinsam mit Dr. Amelie Michalke von der Uni Greifswald begleitet. Mit der Aktion will der Discounter „klare Handlungsoptionen“ aufzeigen. Die Botschaft dazu auf der Penny-Homepage lautet „Darum besser Bio und vegan“.

Kritiker bemängeln den reinen Marketingaspekt der Kampagne. Angesichts der allgemeinen Preissteigerungen wird mit wenig Verständnis für die Aktion gerechnet. „Es geht nicht darum, die wahren Kosten unmittelbar für alle Lebensmittel einzuführen“, relativiert Forscherin Michalke. Dazu fehle es noch an einer vollständigen Datengrundlage. Für die Berechnung der „wahren“ Preise wurden lediglich die Kosten für Klima, Wasser, Boden und Gesundheit kalkuliert. Weder Tierwohl noch ein gerechtes Einkommen für Landwirte sind berücksichtigt. Ziel der Aktion ist laut Penny vielmehr ein starker Impuls, um die Preise für Lebensmittel in einer gerechteren Form zu diskutieren.

Im September 2020 hatte Penny die Berechnung der „wahren Kosten“ erstmalig vorgestellt. Der damalige Verkaufspreis von Bio-Mozzarella lag bei 0,89 Euro. Mit dem damaligen Preisaufschlag von 27 Cent ergab sich ein „Wahre-Kosten- Verkaufspreis“ von 1,16 Euro. Drei Jahre später kostet Bio-Mozzarella nun regulär 1,29 Euro. Mit dem neuen Preisausschlag von 67 Cent kommt Penny heute auf einen „Wahre-Kosten-Verkaufspreis“ von 1,92 Euro.

 

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