Wenn Bürger und Bürgerinnen von Projekten zu erneuerbaren Energien profitieren, ist die Akzeptanz für das Vorhaben größer. (Foto: Imago-Images)

Mit Bürgerwind- und Solarparks Spekulationen vermeiden

Eine Bioland-Fachtagung zeigt Wege, regional erneuerbare Energien zu erzeugen und wie sich Bürger und Bürgerinnen daran beteiligen können

Im Jahr 2030 sollen 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen – das ist das Ausbauziel der Bundesregierung. Will man diesen Anteil mit Photovoltaik und Wind erreichen, müsste die installierte Photovoltaikleistung von heute 81 GW auf 215 GW steigen. Die installierte Windleistung müsste von heute 54 GW auf 71 GW zulegen. Bei einer Bioland-Fachtagung vom 8. März in Osnabrück diskutierten Teilnehmer:innen, wie möglichst viel erneuerbare Energien auf dem Land zu erzeugen sind und nutzbar werden.

Christian Andresen aus Sprakebüll, Geschäftsführer der Firma solar andresen GmbH, stellte Modelle vor, die zeigten, wie man die Solar- und Windfläche gemeinsam mit den Bürgern und Bürgerinnen ausbauen kann. Er ist an mehreren Projekten für Bürgerwindparks beteiligt. Auch durch sein Engagement erzeugt das kleine Dorf Sprakebüll mit 250 Einwohner:innen mittlerweile jedes Jahr 100 Mio. kWh aus Wind, Sonne und Biogas. Kehrseite der Medaille ist, dass die Windräder des Bürgerwindparks wegen mangelnder Netzkapazitäten regelmäßig ausgesteuert werden und so keinen Strom produzieren können. Doch hier hat der Ort eine Lösung: Mittlerweile fahren in der Gemeinde 20 elektrisch betriebene Leihautos, die Sprakebüll zu dem Dorf mit der größten E-Mobilitätsdichte Deutschlands machen. Alle Einwohner:innen können dem „Dörps-Mobil-Verein“ beitreten und mit einem einmaligen Mitgliedsbeitrag von 25 Euro und einer Nutzungsgebühr von 2,5 Euro pro Stunde einen Wagen ausleihen.

Für Christian Andresen sind Bürgerwind- und Solarparks das Mittel der Wahl. „Die Akzeptanz ist deutlich höher, wenn Bürger:innen und Gemeinde vom Park profitieren und nicht ortsfremde Investoren", berichtet er. Ein weiterer Vorteil ist, dass vorrangig lokale Unternehmen für Bau und Betrieb des Windparks beauftragt werden können und damit zusätzlich Wertschöpfung im Ort bleibt. „Ein großer Vorteil ist auch, dass die Gemeinde, die Flächeneigentümer und die Bürger den Windpark als gemeinsames Projekt begreifen - unliebsame Neiddebatten lassen sich so im Keim ersticken", berichtet Andresen. Die Beteiligung an einem Bürgerenergiepark ist entweder in Form einer GmbH & Co KG möglich oder als Genossenschaft, so Andresen. Meist falle die Wahl auf die GmbH & Co KG, da sie im laufenden Betrieb etwas einfacher zu verwalten sei.

Andresen machte deutlich, wie stark die Energiekosten gefallen sind. Mittlerweile liegt Strom aus Solar bei 3,7 cent/kWh und Wind bei 4 cent/kWh. Atomstrom liegt dagegen bei 16,3 cent/kWh, Kohle bei 11,2 und Gas bei 5,9 cent/kWh. Wind und Sonne seien dabei sehr vorteilhaft: „Der Anbau von Biokraftstoffen verbraucht 34-mal mehr Fläche als PV-Anlagen,“ rechnet er vor. Auch am Elektroantrieb geht für ihn kein Weg vorbei: „Der Verbrenner ist eher eine fahrende Heizung", so seine Feststellung. Während der Verbrennungsmotor nur 20 Prozent der getankten Energie auf die Straße bringt, sind es beim Elektroauto 70 Prozent, gab Andresen zu bedenken.

Gesa Harms, top agrar

 

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