Zu jedem Glas Pflanzendrink könnte ein Glas Kuhmilch entstehen, weil die Herstellung von Pflanzendrinks nur einen Bruchteil der Pflanze verwertet. (Foto: Imago)

Kühe runden Kreislaufwirtschaft ab

Landwirtschaftliche Nutztiere können aus Nebenprodukten und Resten wertvolle Nahrungsmittel machen. Wiederkäuer produzieren klimaneutral Protein.

Das vielgescholtene Klimagas Methan, das Wiederkäuer ausstoßen, gehört für Prof. Wilhelm Windisch zur landwirtschaftlichen Kreislaufwirtschaft. Denn das Gas entstand und zerfiel schon vor Zeiten der Industrialisierung. Es baut sich ab und fließt wieder in den Kreislauf ein. Daher ist aus Sicht des Tierernährers eine geich bleibende Anzahl Wiederkäuer auf der Erde klimaneutral. Klimagase entstehen sogar bei der Kompostierung pflanzlicher Reste, argumentiert er.

Wiederkäuer hingegen helfen Nebenprodukte der Nahrungsmittelproduktion und landwirtschaftliche Reststoffe, die Menschen nicht verwerten können, in Nahrungsmittel zu verwandeln. Dabei denkt Windisch nicht nur an die großen Grünlandflächen, die global 70 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ausmachen. Er hat auch die weiteren Reste im Blick, die im Laufe der Nahrungsmittelerzeugung entstehen. "Wenn wir die Reste verfüttern, dann kann neben jedem Glas Haferdrink aus den Produktionsrückständen auch ein Glas Milch entstehen." Diese Rechnung macht Windisch derzeit bei vielen Vorträgen auf.

Windisch wirbt für ein radikales Umdenken in der Tierhaltung, für eine "Nutztierwende" ähnlich der Energiewende: Die Tierhaltung müsse sich vorwiegend daran orientieren, Reste zu verwerten. "Es wird immer Futtergetreide geben, das als Futtermittel für Hühner oder Schweine gut genutzt ist", sagte er beispielsweise bei der Biofach in Nürnberg. "Wir müssen die Tierhaltung an der Verfügbarkeit der Reste ausrichten", betonte er. Um die Ernährung der Menschheit klimaneutral zu sichern, brauche es viel weniger Schweine und Hühner und maximal eine konstante Anzahl Rinder, Schafe und Ziegen.
Aus einem Haferkorn werden für die Produktion von Hafermilch nur 32 Prozent benötigt, erinnerte Windisch. Verfüttert man die Schlempe und weitere Reste an Nutztiere, gewinnt man nahrhaftes tierisches Protein für die menschliche Ernährung. Die Nebenprodukte der Herstellung setzen auch bei einer Kompostierung im veganen Kreislauf Klimagase frei, betont er. Allerdings ergebe sich daraus keine zusätzliche Nahrung für Menschen.

Einen ausführlicheren Bericht, wie Prof. Wilhelm Windisch die Tierhaltung im Zusammenhang einer klimaschonenden Ernährungsssicherung einordnet, können Sie im bioland-Fachmagazin April 2024 lesen.

 

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