Die gesunden Basilikumtöpfe wuchsen im Substrat mit hohem Kompostanteil. (Foto: FH Erfurt)

Guter Kompost für Töpfe

Grüngutkomposte mit erhöhten Kompostanteilen wirken phytosanitär und befördern das Pflanzenwachstum. Im BÖL-geförderten Projekt arbeiten Praxis und Wissenschaft an Strategien, Torf in Substraten zu reduzieren.

Für den Einsatz von Kompost im Bio-Topfkräuteranbau sprechen viele Gründe: Daniel Möhle von der LVG Heidelberg und Jonas Buck von der Fachhochschule Erfurt belegen dies anhand ihrer Versuche mit Basilikum und Petersilie. Die beiden Versuchsansteller haben verschiedene Substrate mit Grüngutkomposten getestet, die einen höheren Kompostanteil von 40 bis 70 Prozent aufwiesen. Das Ergebnis: Bei allen getesteten Kompostherkünften und -anteilen im Substrat wurden gute Qualitäten hinsichtlich Pflanzenhöhe, Frischmasse und Durchwurzelung erzielt. Grüngutkompost ist außerdem eine wichtige Phosphor- und Kaliumquelle. Je höher der Kompostanteil im Substrat, desto höher waren auch deren Gehalte. Stickstoff fehlt weitestgehend bei diesen Komposten und muss über eine Düngung ausgeglichen werden.
Die Untersuchungen werden im Rahmen des BÖL-geförderten Projekts TerÖko durchgeführt (siehe unten). Die Grüngutkomposte stammten von der Modellanlage Domäne Frankenhausen, Universität Kassel, und der Kompostierungsanlage Wernfeld des Reterra Humuswerk Main-Spessart. Hierbei handelte es sich um ungedämpftes holzreiches Material, das eine Rottezeit von sechs bis zwölf Monaten durchlaufen hatte. Bei der Mietenkompostierung wurde die Temperatur-, Wasser- und Sauerstoffführung korrekt eingehalten.

Kompost mindert Eipilz
Als weiteren Pluspunkt hebt Daniel Möhle das phytosanitäre Potenzial von qualitativ hochwertigem Kompost hervor. Den phytosanitären Effekt hat ein Bio-Test mit Gurken, infiziert mit dem Eipilz Pythium ultimum, an der Uni Kassel-Witzenhausen bestätigt. Durch die Zugabe von zwei Modellkomposten aus Frankenhausen konnte der Befall um 71 bis 76 Prozent vermindert werden. Außerdem belebt Kompost das Substrat und erhöht dessen mikrobielle Biomasse. Dadurch wird der organisch gebundene Stickstoff aufgeschlossen, so dass mehr Stickstoff für die Pflanzen verfügbar ist.
Allerdings bringt es für die Betriebe auch Risiken mit sich, wenn sie Kompost einsetzen. Die Kulturdauer kann länger andauern, pH-Wert und Salzgehalt des Substrats zu hoch ausfallen. Zudem steigt das Risiko, dass Kräuter von Trauermücken befallen werden. Als Maßnahme gegen Trauermücken nennt Jonas Buck Nematoden, Raubmilben, Gelbtafeln, Lichtfallen und eine trockene Kulturführung. Aber auch eine kühle und trockene Substratlagerung mit Abdeckung können für Abhilfe sorgen.

Kritisch für eine gesunde Entwicklung der Kräuter ist ein zu hoher pH-Wert, an den Pflanzen können Nährstoffmangelsymptome auftreten. Um den pH-Wert zu senken, empfiehlt Jonas Buck eine geringe Schwefelung (1 g/l) des Substrats. Höhere Schwefelgaben führten in den Versuchen zu Qualitätseinbußen bei den Kräutern. Wichtig sei es zudem, den Stickstoff-Gehalt des Substrats genau zu kennen. Den Gärtner:innen rät Daniel Möhle, den Stickstoffgehalt ihres Substrats beim Erdenwerk zu erfragen oder ein Labor mit der Stickstoffmessung zu beauftragen. Die eingesetzten Komposte sollten einen stabilisierten N-Haushalt aufweisen, damit sie ohne Einschränkungen im Substrat eingesetzt werden können.

Premiumkomposte für Substrate
Prinzipiell punktet Kompost gegenüber anderen Substratausgangsstoffen mit Regionalität. Allerdings ist aktuell insbesondere Premiumkompost nur eingeschränkt verfügbar, räumt Andrea Frankenberg ein, die das Projekt TerÖko im Rahmen des Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) koordiniert. Dessen Ziel ist es, das Angebot an Premiumkompost deutlich zu vergrößern. Die Qualitäten der Komposte schwanken teils sehr stark, hier müssen die Verfahren in der Kompostherstellung deutlich verbessert werden, damit insgesamt mehr Anbausicherheit besteht und mehr Kompost ins Substrat gemischt werden kann, betont die Projektkoordinatorin. Wichtig ist es auch, geeignete Kriterien zur Qualitätssicherung dieser Premiumkomposte für den Bio-Bereich zu erarbeiten. Im Rahmen des TerÖko-Projekts werde daher in Kooperation mit der Bundesgütegemeinschaft eine Anpassung der bestehenden RAL-Gütesicherung für Substratkomposte angestrebt.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das Projekt „Torfreduzierte und torffreie Substrate für den Ökologischen Kräuterbetrieb – Erprobung, Optimierung und Wissenstransfer“ (TerÖko)“ über das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL). Projektpartner sind die Bioland Beratung GmbH, die LVG Heidelberg, die Fachhochschule Erfurt, die Universität Kassel/Witzenhausen, das Ingenieurbüro für Sekundärrohstoffe und Abfallwirtschaft, der Anbauberater Klaus Bongartz und 14 Bio-Kräuterbetriebe im gesamten Bundesgebiet.

Weitere Infos: Andrea Frankenberg, Bioland Beratung GmbH, Projektkoordinatorin

Weitere Nachrichten zu: