„Zweinutzungshühner schmecken besser“, zeigte eine Verkostung durch Studierende der Universität Hohenheim. Sie war Teil eines Projektes, das Wertschöpfungsketten für Hühner vorbereiten soll. (Foto: Universität Hohenheim/Beate Gebhardt)

Geschmack kann punkten

Fleisch und Eier von Zweinutzungshühnern schmecken besser als herkömmliche Geflügelprodukte. Das kann die Vermarktung unterstützen.

Für die Vermarktung von Eiern und Fleisch von Zweinutzungsrassen in der Bio-Hühnerhaltung gibt es nun ein schlagkräftiges Argument: Die Produkte schmecken besser. Das unterstützt insbesondere Direktvermarkter:innen, die sich für Zweinutzungszüchtungen entschieden haben. Denn die Vermarktung insbesondere des Fleischs fordert die Betriebe stark heraus. Sie sind zudem damit weitgehend auf sich gestellt, weil Wertschöpfungsketten fehlen. Das haben Wissenschaftler:innen im Rahmen des EIP-Projektes Zweiwert herausgearbeitet, wie die Universität Hohenheim berichtet.

Studierende der Universität haben Eier und Fleisch unter wissenschaftlichen Bedingungen verkostet. Im Test waren vier Linien von Zweinutzungshühnern aus ökologischer Produktion sowie Hühner oder auch Eier aus dem Supermarkt zum Vergleich. Anhand eines mehrteiligen Fragebogens beurteilten die Studierenden die sensorischen Eigenschaften wie Aussehen, Geschmack und Geruch von Brust, Flügel und Schlegel sowie vom Sud und den Eiern.

Auch wenn es sich nur um einen ersten Test handelt, an dem nur wenige Personen teilnahmen, lässt sich das allgemeine Urteil kurz zusammenfassen: „Zweinutzungshühner schmecken besser!“ Obwohl ohne Salz oder andere würzende Zutaten gekocht, konnten sie vor allem durch ihr Aroma überzeugen. Sollten sich diese Ergebnisse in weiteren Tests bestätigen, könnten Zweinutzungshühnern von den Verbraucher:innen stärker akzeptiert werden und zu deren weiteren Verbreitung beitragen.

Geschmack ergänzt Aspekt Nachhaltigkeit
„Zweinutzungshühner haben einen Nachteil: Sie können zwar sowohl Eier als auch Fleisch liefern, bleiben in ihrer Leistung aber rund 20 Prozent unter den etablierten Lege- und Mastlinien“, sagt Prof. Dr. Lukas Kiefer Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. „Das schlägt sich natürlich auch im Preis nieder.“ Eine weitere Hürde bei der Vermarktung beschreibt Dr. Beate Gebhardt, Universität Hohenheim: „Der Großteil der Verbraucher:innen kann mit dem Begriff ‚Zweinutzungshuhn‘ nicht viel anfangen.“ Damit steht die Vermarktung von Zweinutzungshühnern vor großen Herausforderungen: „Da die Produkte noch wenig bekannt sind, ist eine effektive Kommunikation zu Werten wie Nachhaltigkeit und Tierwohl wichtig.“

Darüber hinaus ist es wichtig, die Konsumierenden von der Qualität der Produkte zu überzeugen, erklärt Gebhardt: „Studien zeigen, dass der Genuss oder auch der Geschmack häufig an erster Stelle beim Kauf von Lebensmitteln stehen. Ein als angemessen empfundener Preis gibt dann oftmals den letzten Ausschlag.“

Markt in Baden-Württemberg fehlt
Derzeit halten und vertreiben nur wenige Pionierbetriebe in Baden-Württemberg solche Tiere. „In Baden-Württemberg gibt es derzeit keinen Markt für Zweinutzungshühner“, beschreibt die Wissenschaftlerin der Universität Hohenheim. Abhilfe schaffen will hier das Projekt „Zweiwert“. Gemeinsam mit weiteren Partner:innen wollen der Naturland-Verband und die Universität Hohenheim ein regionales Netzwerk schaffen, um die Wertschöpfungskette „Zweinutzungshuhn“ in Baden-Württemberg aufzubauen.
 
Denn oft sind die bestehenden Produktions- und Lieferstrukturen noch nicht ausreichend. Vielfach scheitere die Vermarktung an ganz banalen Dingen, wie daran, dass sie in gängigen Schlachtbetrieben oft nicht verarbeitet werden, weil die Schlachtlinien nicht auf ihre Größe ausgelegt sind.“

Die Ökologische Tierzucht (ÖTZ), die Bioland gemeinsam mit dem Demeter-Verband gegründet hat, hat mehrere Zweinutzungstypen gezüchtet. Sie stellen eine Alternative zur Genetik der internationalen Züchtungskonzerne dar. Darüber hinaus gibt es mittlerweile Untersuchungen mit Rassehühnern und weiteren Kreuzungen als Zweinutzungstiere.

 

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