Schafe, Ziegen, Rinder auf der Weide fördern die Artenvielfalt und brauchen Schutz vor dem Wolf. (Foto: Brigitte Stein)

Gemeinsame Position zum Wolf

Weidehaltung mit Rindern, Schafen und Ziegen fördern und Wolfsbestände aktiv managen, gehört für Bio-Verbände zusammen, so das Positionspapier.

Die Rückkehr des Wolfs nach Deutschland ist ein großer Erfolg für den Artenschutz, stellt aber viele landwirtschaftliche Betriebe vor zum Teil existenzbedrohende Herausforderungen. Im Öko-Landbau ist die Weidehaltung eine zentrale Säule der artgerechten Haltung von Rindern, Schafen und Ziegen. Bio-Betriebe mit Weidehaltung tragen zum aktiven Biotop- und Artenschutz bei, was insbesondere zahlreichen Pflanzen-, Insekten- und Vogelarten das Überleben sichert.

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) fordert umfassende Unterstützung für Bäuerinnen und Bauern, die in Wolfsgebieten Tiere auf der Weide halten. Welche Maßnahmen im Einzelnen notwendig sind, fasst der Bio-Spitzenverband in einem Positionspapier zusammen.

Hubert Heigl, BÖLW-Vorstand Landwirtschaft, kommentiert: „Die Weidehaltung von Rindern, Schafen und Ziegen ist praktiziertes Tierwohl und ein unverzichtbarer Teil des aktiven Biotop- und Artenschutzes in unseren Kulturlandschaften. Diese Haltungsform ist somit ebenso schützenswert wie der Wolf selbst, der nun in die Kulturlandschaften zurückgekehrt ist. Damit er auch dauerhaft bleiben kann, müssen wir lernen, mit dem Tier zu leben. Dies ist eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft, die nicht an den Weidehalterinnen und -haltern hängen bleiben darf.“

Flächendeckende Förderung für Herdenschutz
Heigl weist darauf hin, dass der Umgang mit dem Wolf für betroffene Bäuerinnen und Bauern oft eine existenzbedrohende Herausforderung ist. Der Schutz der Herden ist aufwändig, teuer und für die Betriebe aus eigener Kraft nicht zu stemmen, weiß der Landesvorsitzende von Naturland in Bayern. „Um zu verhindern, dass zahlreiche Betriebe aufgeben und damit Weidebiotope verschwinden, brauchen wir bundesweit eine 100-Prozent-Erstattung der Herdenschutzmaßnahmen“, fordert Heigl dringend. Bei Wolfsangriffen müsse die Entschädigung schnell und unbürokratisch erfolgen und den gesamten finanziellen Schaden vollumfänglich ersetzen.

Heigl, der selbst einen Betrieb bewirtschaftet, weiß, „es geht nicht nur ums Geld. Der Anblick gerissener Tiere kann für die Landwirtin oder den Landwirt auch emotional enorm belastend sein.“ Darum vertritt er die Ansicht, dass inzwischen vieles darauf hindeutet, dass ein guter Erhaltungszustand in Deutschland bereits erreicht ist.

Als Konsequenzen daraus leitet er ab: „Wer den Wolf schützen will, muss ihn regulieren. Nur dann können Wolf und Weidetierhaltung auf Dauer nebeneinander existieren. Dafür müssen ein maximaler Zielbestand definiert und die rechtlichen Voraussetzungen für eine Regulierung der Wolfspopulation geschaffen werden. Und natürlich braucht es ein bundeseinheitlich gestaltetes Wolfs-Monitoring sowie Wolfs-Management.“

Bio-Verbände haben sich abgestimmt
Das vom BÖLW veröffentlichte Positionspapier gliedert die notwendigen Maßnahmen in vier Bereiche:
1.    Herdenschutzmaßnahmen: Partizipative Prozesse zur Festlegung der Zumutbarkeit und Praktikabilität von Herdenschutzmaßnahmen
2.    Kompensationszahlungen: Vollumfängliche und unbürokratische Entschädigung von präventiven Maßnahmen und von (Folge-)Kosten durch Wolfsangriffe
3.    Monitoring: Kontinuierliches Wolfs-Monitoring und ggf. Neubewertung der Situation im Spannungsfeld einer biodiversitätsfördernden Nutztierhaltung und dem Schutz einer einzelnen Art
4.    Wolfsmanagement: Schaffung von Rechtssicherheit, um regulativ in den Wolfsbestand einzugreifen

 

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