Auch im Herbst brauchen Bienen genug Pollen, damit sie gut durch den Winter kommen. (Foto: Imago)

Fette Bienen leben länger

Gut versorgt mit Pollen und Protein kommen Bienen besser durch den Winter. Trachtlücken bringen den Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht.

Bienen können bis zu 300 Tage leben, wenn ihr Fettkörper optimal entwickelt ist, das zeigen Untersuchungen aus Ungarn. Dafür brauchen Bienen aber vor dem Winter nicht nur Zucker, sondern vor allem sehr viel Eiweiß, berichtet Janine Fritsch in einer Mitteilung des Deutschen Erwerbsimkerbunds. Denn: „Gerät das Protein-Zucker-Verhältnis in der Ernährung aus dem Gleichgewicht, so wie es bei der Winterauffütterung mit Zucker passieren kann, wird der Fettköper sogar aktiv abgebaut, um den Proteinhaushalt auszugleichen.“ Hohe Bienenverluste über den Winter und Zusammenbruch der Völker im Frühjahr seien häufig die Folge von derart unterernährten Bienen.

Imker müssen daher den Fettkörper der Bienen aufpäppeln und pflegen, erklärt Fritsch. Der Fettkörper speichere nicht nur Energie als Fett und Zucker, sondern entgiftet beispielsweise Pestizide, bildet Hormone und Abwehrstoffe für das Immunsystem und stellt Baustoffe für den Futtersaft, das Gelee Royal, bereit. Damit wird nicht nur die Brut gefüttert, sondern auch die Flugbienen. Daher sollte nach dem Winter und im Frühjahr, wenn die Brut- und Honigsaison wieder losgeht, die Eiweißversorgung gewährleistet sein. Denn nur gesunde und starke Flugbienen können gute Honigerträge liefern.

Fette Bienen gehen früh in die Winterpause
„Wir müssen unsere Bienen in die Lage versetzen, aus eigener Kraft mit Krankheiten, Parasiten, Schlechtwetterperioden und Hungerzeiten zurecht zu kommen“, sagt Bernhard Heuvel, Vizepräsident des Deutschen Berufs- und Erwerbs-Imker Bunds, unter anderem in Vorträgen. „Wir Imker können das für die Bienen technisch gar nicht lösen. Aber wir können sie dabei unterstützen.“ Bernhard Heuvel erklär, dass fette Bienen im September aufhören zu brüten. Dann beginnt ihre Winterpause bis Mitte Januar. Haben sie genug Futter, sind sie auf die kalte Zeit vorbereitet und beginnen zu ruhen. Zu dünne Bienen brüten jetzt noch bis zu zwei Monate lang weiter. So lange braucht es, bis ihr Fettkörper aufgebaut ist. Heuvels Strategie: Jetzt ganz langsam Zucker füttern, den Bienen Zeit lassen, um auch noch Pollen einzutragen.

Imkerinnen und Imker sollten die natürliche durchgängige Pollenversorgung gemeinschaftlich anstreben und wieder aufbauen, appelliert Fritsche. Mit mehr Mischblühflächen, die Trachtlücken überbrücken, blühenden Zwischenfruchtfeldern und insektenfreundlicher Begrünung von Bracheflächen kann nach Heuvels Ansicht eine vielseitige Eiweißversorgung für die Bienen wiederhergestellt werden.

Zucker nährt nicht ausreichend
Miklos Sorfozo Imker, Agraringenieur und Ökologe hat in Ungarn die Bedeutung der Pollenversorgung erkannt. „In Ungarn haben wir oft zu kleine Bienen, die dann auch häufiger gesundheitliche Problem haben“, beklagt auch er. Zucker zufüttern reiche nicht, weil er keine Vitalstoffe enthält. Denn anders als Zucker enthält Pollen auch Vitamine, Mineralien und sogar antibiotisch wirksame Stoffe. Und gerade für den Muskel- und Gewebeaufbau benötigt der Bienenkörper Eiweißbausteine und nicht Zucker. Soforzo hat mit proteinhaltigen Futterteigen experimentiert und dabei beobachtet, dass Bienen Futterteige im Bienenstock einlagern, wenn die Relation zum verfügbaren Zucker nicht stimmt. Bioland-Imker dürfen keine Futterteige verwenden.

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