Was eine Solawi ist und was Solidarische Landwirtschaft bedeutet, könnte mit dem Film breiter bekannt werden. (Foto: Imago)

Solawi als Lebensentwurf

Den Dokumentarfilm „Ernte teilen“ zu Solidarischer Landwirtschaft zeigte die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) mit anschließender Podiumsdiskussion

Im Nürtinger Kino zeigte die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) im Rahmen des Studium generale den Dokumentarfilm „Ernte teilen“ von Filmemacher und Aktivist Philipp Petruch. Er begibt sich mit dem Film auf eine Reise zu drei Solawi-Initiativen und erzählt die Geschichte von Bio-Landwirt:innen, die aus den Strukturen der konventionellen Landwirtschaft ausbrechen wollen.  

Solidarische Landwirtschaft (Solawi) will in Gemeinschaft einen lokalen Versorgungskreislauf nach den Werten von Ökologie und Gemeinwohl schaffen. Mit einem neuen Verhältnis zwischen Konsument:innen und Produzent:innen lässt sich die Landwirtschaft verändern, so ihre Überzeugung.  

Der Dokumentarfilm stellt drei Bauernhöfe in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern vor. Sie arbeiten unabhängig von großen Konzernen nach dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft. Die Kunden sind Mitglieder, zahlen einen monatlichen Beitrag und bekommen dafür Erzeugnisse vom Bauernhof. Manche beteiligen sich auch praktisch oder bringen sich bei Gemeinschafts- und Kulturveranstaltungen ein, wie zum Beispiel in Klein Trebbow in Mecklenburg-Vorpommern. Solawi ist mehr als nur eine andere Art Landwirtschaft zu betreiben. Es geht um Wertschätzung von Nahrungsmitteln, Gemeinschafts- und Bildungsarbeit, Vernetzung, individuelle Verantwortung – um einen anderen Lebensentwurf, beschreibt der Film. 

Unter Moderation von HfWU-Professor Prof. Dr. Markus Frank standen im Anschluss an den Film Eileen Decker und David Traub Rede und Antwort. Decker studiert an der HfWU Agrarwirtschaft und ist seit langem im Bereich Solawi aktiv. „Es geht um Bildungsarbeit, Solidarität, darum dass alle Verantwortung übernehmen sollten für die Nahrungsmittelproduktion“, erklärt sie. Traub sieht auch strukturelle Probleme. Agrarsubventionen etwa könnten eine sinnvolle Steuerungsfunktion haben, aber „mir wäre eine höhere Wertschätzung und angemessene Preise viel lieber als Subventionen, die immer auch mit einem bürokratischen Aufwand verbunden sind.“ Dann aber müsste das Ei einen Euro kosten. Allein die Tatsache, dass 30 Prozent der weltweit produzierten Lebensmittel auf dem Müll landeten, sei für ihn Grund genug, über eine andere Form der Erzeugung und des Vertriebs nachzudenken.

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