Masthähnchen im Versuchsstall der TH Bingen picken begeistert lebende Larven der Schwarzen Soldatenfliege und ruhen sich anschließend aus. (Foto: Brigitte Stein)

Broiler lieben lebende Larven

Lebende Insekten wären artgerechtes Futter für Hühner. Das EIP-Projekt InsectProÖko versucht, Reststoffe in Wertschöpfung zu verwandeln.

Insekten und deren Larven könnten in der Geflügelfütterung einerseits Protein liefern andererseits als Beschäftigungsmaterial dienen. Darum haben die Forschenden der TH Bingen im EIP-Projekt InsectProÖko versucht, diese Wertschöpfungskette zu entwickeln, die mit Reststoffen für die Insektenfütterung beginnt. Laura Schneider und ihre Kolleg:innen haben ihre Ergebnisse einer Besuchergruppe der Deutschen Vernetzungsstelle ländliche Räume und des Netzwerk Fokus Tierwohl vorgestellt.

Die Forschenden haben sich Gedanken darüber gemacht, wie man lebende Larven aus Insektenfarmen auf landwirtschaftliche Betriebe bringen könnte. Dazu müssen die Larven haltbar und lagerfähig sein, dürfen aber nicht sterben. Denn tote Larven sind ein Fall für die Tierkörperbeseitigung und nicht für die Fütterung. Eine Methode der Qualitätssicherung ist notwendig. Eine schonende Kühllagerung scheint die Lösung zu sein.

Bei konstanter Temperatur von 8 °C sind die Larven der Soldatenfliege haltbar. Aber je länger man sie so kühl lagert, umso mehr leidet ihre Vitalität. Nach sechs Tagen ließen sich noch alle Larven wieder aktivieren, nach neun Tagen überlebten nicht mehr alle. Aber vorerst kann Forscherin Schneider diese Aufbewahrung noch nicht empfehlen. Denn verschiedene Chargen zeigten, dass selbst bei gleicher Fütterung und Haltung die Tiere nach der Kühllagerung sehr unterschiedlich vital sind. Weitere Forschungsprojekte müssen sichre Methoden entwickeln, um eine konstante Futterqualität zu bieten.

Zudem fehlt derzeit eine geeignete Fördertechnik, um Insekten lebend und hygienisch in Geflügelställe zu bringen. Im kleinen Versuch der TH Bingen zeigten sich die Broiler aber sehr interessiert an den Larven. Daher entstand am Futtertrog Gedränge. In größeren Tiergruppen müsse man diesen Stress vermeiden, betonte Tierernährerin Nathalie Stöhr. Zudem währte die Freude den Broiler nicht lange: die Larven waren schnell aufgepickt. Auch in einem Praxisersuch im Moorgut Kartzfehn waren die Tiere weniger als fünf Minuten lang beschäftigt.

Insektenkot als Dünger
Um den regionalen Kreislauf zu schließen, sollte im Projekt InsectProÖko auch der Insektenkot zurück auf den Acker. Nach EG-Verordnung 1069/2009 ist Insektenkot Material der Kategorie 2. Folglich muss das Material, „Insektenfrass“ genannt, noch in der Insektenfarm pasteurisiert werden, betonte Dr. Arnhild Wolter vom Referat für Futtermittelsicherheit beim Bundeslandwirtschaftsministerium.

Im Fachbereich Ökologischer Pflanzenbau der TH Bingen wurden Tomaten, Kartoffeln und Blumenkohl mit Insektenfrass gedüngt und verglichen mit Pflanzen, die mit gleicher N-Menge den Dünger RWZ BioPower NK erhielten. „Wir sehen keine Nachteile des Insektenfrass. Die Kartoffeln haben sogar mehr Knollen angesetzt und das Kraut sieht derzeit üppiger aus“, sagte der Binger Wissenschaftler Dr. Elmar Schulte-Geldermann.

Wenn der Insektenkompost als Dünger auf Gemüseäckern landet, schließt das Projekt InsectProÖko den Kreislauf. Denn die Insektenlarven wurden unter anderem mit Reststoffen aus dem Gemüsebau gefüttert. Mehr über die Fütterung und die rechtliche Situation lesen Sie im bioland-Fachmagazin im August.


 

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