Preisverleihung Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau bei der Grünen Woche 2024. (Foto: BMEL)

Özdemir zeichnet Bioland-Betriebe aus

Bundeslandwirtschaftsminister ehrt Gewinner aus Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein im Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau

Die Bioland-Preisträger des Bundeswettbewerbs Ökologischer Landbau zeigen die Vielfalt des Biolandbaus und des Bioland.

Mutterkuhhaltung in Hessen
Gut Fahrenbach in Witzenhausen bei Kassel, Hessen: Vielfalt, Tierwohl und gutes Handwerk, diese Werte werden auf dem Betrieb Gut Fahrenbach großgeschrieben. Sarah und Sven Gabriel haben den Hof 2017 übernommen und dynamisch weiterentwickelt. Herzstück des Betriebs ist eine Aberdeen Angus-Herde mit knapp 200 Tieren. Neben einer ausgedehnten Weidehaltung der Mutterkuhherde von April bis November legen die Betriebsleiter sehr großen Wert auf eine möglichst stressfreie Tötung der Tiere, die in gewohnter Umgebung auf dem Betrieb in einer speziellen Box erfolgt. Auch die weitere Verarbeitung findet auf dem Betrieb statt. Dafür wurde eine komplette Bio-Metzgerei mit Kühlräumen aufgebaut. Nach Einschätzung der Jury machen die hohen Umwelt- und Werteleistungen sowie der Pioniergeist und das Engagement des Betriebsleiterpaars das Gut Fahrenbach zu einem Vorzeigebetrieb der ökologischen Landwirtschaft. Als besondere Leistungen sieht die Jury den Ansatz zur stressarmen Tötung der Rinder auf dem Betrieb und das Konzept zur Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Bio-Fleisch in regionalen Kreisläufen.

Gemüsezüchtung in Schleswig-Holstein
Christiansens Bioland-Hof in Silberstedt bei Schleswig, Schleswig-Holstein: Gemüsezüchtung ist ein schwieriges Feld. Sie wird dominiert von konventionellen Zuchtunternehmen, die überwiegend nicht samenfeste, also nicht nachbaufähige, Sorten anbieten. Zudem kommen vor allem bei Kohlarten wie Blumenkohl und Brokkoli, gentechnische Verfahren zum Einsatz, die im Ökolandbau nicht zugelassen sind. Um auch Bio-Betrieben züchterischen Fortschritt ohne Gentechnik zu ermöglichen, ist der Bio-Gemüsebaubetrieb Christiansen bereits 2009 dazu übergegangen, neben dem Erwerbsanbau auch eine eigene, praxisnahe ökologische Gemüsezüchtung aufzubauen. Das große Engagement des Betriebs für die ökologische Züchtungsarbeit wurde auch von der Jury besonders hervorgehoben. Christiansens Bioland-Hof leistet nach Einschätzung der Jurymitglieder einen wichtigen Beitrag, um der wachsenden Abhängigkeit von marktdominierenden Großunternehmen entgegenzuwirken. In einem schwierigen Umfeld habe man dabei viele Erfolge erzielt. Das sei eine große Pionierleistung, die eine besondere Anerkennung verdiene.

Gemischtbetrieb und Energieversorger in Baden-Württemberg
Der Haslachhof in Löffingen, Baden-Württemberg: Ackerbau auf 470 Hektar, eine Mutterkuhherde mit 90 Tieren und eine Biogasanlage mit einer flexiblen Leistung von 2,6 Megawatt – Der Bioland-Betrieb Haslachhof ist ein echter Gemischtbetrieb. Das Besondere: Dem Betriebsleiterpaar Wolfram und Eva Wiggert ist es gelungen, die einzelnen Bereiche optimal zu verzahnen und die Erzeugung außergewöhnlich nachhaltig zu gestalten. So stammen zum Beispiel über 90 Prozent des Substrats für die Biogasanlage von den eigenen Flächen. Den größten Teil machen Luzerne-Kleegras, Wiesengras, Zwischenfrüchte und der Mist der Mutterkuhherde aus. Die Biogasanlage deckt den Strombedarf von etwa 4.000 Einwohnern der nahegelegenen Stadt Löffingen. Die Abwärme der Anlage wird zu 100 Prozent in das Nahwärmenetz der Stadt eingespeist.

Die Jury stellte in ihrer Laudatio die besonders nachhaltig ausgerichtete Bewirtschaftung des Betriebs heraus, mit der zudem eine hohe Wertschöpfung erzielt wird. Durch die ständige Weiterentwicklung der Betriebszweige ist es Wolfram und Eva Wiggert nach Ansicht der Jury gelungen, den Haslachhof ökologisch und ökonomisch besonders nachhaltig und resilient zu machen. Dass die Weiterentwicklung auf dem Hof Programm ist, zeigt der nächste Schritt der Familie. In Kürze wird eine Agri-Photovoltaik-Anlage mit vier Megawatt Leistung auf einer Fläche des Betriebs ans Netz gehen.

„In diesen unruhigen Zeiten ist es besonders wichtig, dass Werte keine Lippenbekenntnisse bleiben, sondern von denen, die sie vertreten, auch wirklich gelebt werden. Dass das gelingen kann, zeigen die drei ausgezeichneten Bioland-Höfe: Die Menschen auf dem Haslachhof machen sich stark für den lokalen Umweltschutz, auf dem Bioland-Hof Christiansen betreibt man Gemüse-Züchtung für alle und auf dem Gut Fahrenbach unternimmt das Team besondere Leistungen für einen höchstmöglichen Tierwohl-Standard“, kommentiert Bioland-Vizepräsidentin Sabine Kabath. „Sie alle sind daher würdige Gewinner dieses tollen Preises und sie verkörpern, was Bioland ausmacht: eine Wertegemeinschaft zum Wohl von Mensch und Umwelt.“

Der Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau

Seit 2001 zeichnet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Betriebe aus, die mit besonderen und wegweisenden Konzepten erfolgreich ökologisch wirtschaften. Die Landwirtinnen und Landwirte können sich für den Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau bewerben oder vorgeschlagen werden. Eine unabhängige Jury wählt unter den Betrieben die Sieger aus, von denen in diesem Jahr jeder ein Preisgeld in Höhe von 12.500 Euro erhält.

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