Die größten Anbauverbände in Deutschland haben gemeinsam einen kostendeckenden Erzeugerpreis für Bio-Milch festgelegt. (Foto: Sonja Herpich)

Bio-Milch erhält Orientierungspreis

Bioland und Naturland berechnen 67 Cent als kostendeckenden Preis für eine nachhaltige Bio-Milchproduktion

Seit Monaten sind die Preise für Bio-Milch im Regal auf Achterbahnfahrt. Die Turbulenzen im Verkauf bleiben nicht ohne Folgen für die Betriebe: Schon seit Jahresbeginn sind die Erzeugerpreise für Bio-Milch im Sinkflug. „Wir brauchen dringend eine Umkehr dieses negativen Trends“, fordern die Präsidenten von Bioland und Naturland, Jan Plagge und Hubert Heigl, in einer gemeinsamen Stellungnahme. „Die Bio-Milchpreise entfernen sich aktuell immer weiter von dem, was Betriebe, die nach den hohen Standards von Bioland und Naturland arbeiten, für eine kostendeckende Produktion brauchen.“ Es liege in der Verantwortung der Partner entlang der Wertschöpfungskette, hier für die notwendige preisliche Stabilität zu sorgen, appellieren sie.  

Bioland wie Naturland sehen eine besondere Verantwortung des Handels. „Unsere Bio-Milchbetriebe zahlen derzeit die Zeche für das extreme Auf und Ab der Ladenpreise im vergangenen Jahr, das die Verbraucher verunsichert hat“, betont Heigl. Preisschwankungen dieses Ausmaßes im Verkauf dürfen sich nicht auf die Bezahlung der Erzeuger auswirken, sind sich die beiden Verbandspräsidenten einig: „Unsere Betriebe brauchen einen soliden und beständigen Preis, um ihre hohen Nachhaltigkeitsstandards bei der Bio-Milchproduktion auch langfristig halten zu können“, unterstreicht Plagge.

67 Cent als kostendeckender Bio-Milchpreis ermittelt
Die Fachberatung beider Verbände kalkuliert aktuell einen Orientierungspreis von 67 Cent je Kilogramm Rohmilch auf Basis einer Vollkostenrechnung. Dieser enthält zusätzliche Leistungen der Betriebe, die nach den besonders strengen Richtlinien von Bioland und Naturland arbeiten: ein höheres Tierwohl, Bio-Futter aus eigener regionaler Erzeugung   sowie Leistungen für Biodiversität, Klima- und Umweltschutz. „Nachhaltigkeit und Tierwohl gibt es nicht zum Nulltarif“, betont Plagge. Der Orientierungspreis mache die kostendeckende Milchproduktion nach den Verbandsstandards transparent. Damit gebe man verbändeübergreifend Orientierung für alle Mitglieder in der Wertschöpfungskette, ergänzt Heigl. 

Mit der Initiative haben die beiden Bio-Verbände den Molkereien und dem Handel eine konkrete Grundlage für eine Inwertsetzung der hohen Nachhaltigkeitsstandards gegeben. Der Orientierungspreis übernimmt die Funktion vergleichbar einer „Unverbindlichen Preisempfehlung“. Heigl und Plagge betonen zugleich, dass der Preis nur einer von mehreren Faktoren im Bio-Milchmarkt sei. Auch die von den Erzeugern produzierte Milchmenge spiele eine entscheidende Rolle.

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