Futtermittel übertragen das Virus der Afrikanischen Schweinepest nicht, wenn man sie ordnungsgemäß lagert und transportiert. (Foto: Brigitte Stein)

Schweinefutter außer Verdacht

Es ist unwahrscheinlich, dass Futtermittel die Afrikanische Schweinepest übertragen. Veterinäre haben gründlich geprüft.

Bei der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) spielen mangelhaft erhitzte Lebensmittel eine wichtige Rolle. Daher standen auch Futtermittel lange im Verdacht, das ASP-Virus zu übertragen. Diesen Verdacht räumen nun das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) aus, indem sie internationale Forschungsergebnisse zu ASP-Viren veröffentlichen.

Wissenschaftler:innen haben die Stabilität von ASP-Viren auf Futtermitteln, Einstreumaterialien und mechanischen Vektoren unter praxisnahen Lagerbedingungen untersucht. Sie haben 14 relevante landwirtschaftliche Futtermittel- und Einstreumaterialien verwendet: Gras, Grassilage, Heu, Rinde, Torf, Holzspäne, Maissilage, Raps, Gerste, Weizen, Hafer, Stroh, Kartoffeln und Futterrüben. Alle Materialien wurden mit dem ASP-Virus kontaminiert und bei fünf verschiedenen Umgebungstemperaturen bis zu neun Monate lang gelagert. Die Proben wurden zu verschiedenen Zeitpunkten auf infektiöse Viren sowie Genomreste des Virus untersucht.

Die Ergebnisse zeigen: Eine Verbreitung von ASP-Viren über Futtermittel ist nur in besonderen Ausnahmefällen zu erwarten. „Selbst nach Zugabe großer Mengen des infektiösen Virus auf verschiedene Futtermittel- und Einstreumaterialien war nach kurzer Zeit kein infektiöses Virus mehr nachweisbar“, sagt die Projektkoordinatorin Dr. Sandra Blome vom FLI, „Lediglich bei kalt gelagerten Futterrüben und Kartoffeln wurde in einigen Proben auch nach längerer Lagerdauer noch infektiöses Virusmaterial gefunden. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass ASP-Viren bei kalten Temperaturen und feuchten Umgebungen besonders stabil sind.“

Bereits vor den eigenen Untersuchungen hatten die Expert:innen 2022 aus einer umfassenden Literaturstudie geschlossen, dass bei verarbeiteten Nebenprodukten, Getreide, Extraktionsschroten und Mischfuttermitteln durch die Verarbeitungsschritte eventuell eingebrachte ASP-Viren weitestgehend inaktiviert werden. Allerdings könnte durch eine unsachgemäße Handhabung der Produkte nach der Herstellung eine erneute Kontamination mit ASP-Viren erfolgen. Werden die allgemein geltenden Hygienevorschriften und vorbeugende Maßnahmen zum Umgang und zur Produktion von Futtermitteln (HACCP-Konzepte) eingehalten, ist dieser Übertragungsweg jedoch eher unwahrscheinlich. Bei Futtermitteln, die keiner weiteren Behandlung unterzogen und direkt verfüttert werden, ist eine Übertragung der ASP nicht ganz auszuschließen.

Das BfR informiert umfassend über die ASP, hat häufig gestellte Fragen beantwortet.

Bio-Schweinehalter in Deutschland können ihren Tieren Auslauf gewähren und die Biosicherheitsmaßnahmen gegen die ASP einhalten. Die Bedingungen dafür hat eine Expertengruppe erarbeitet, wie das bioland-Fachmagazin im Mai 2024 berichtete.

Im aktuellen Forschungsprojekt haben die Forscherinnen und Forscher auch die mögliche Rolle von drei unterschiedlichen Arten blutsaugender Arthropoden (Gliederfüßer wie Wadenstecher) betrachtet, um herauszufinden, wie lange die untersuchten Arthropoden das Virusgenom und das infektiöse Virus nach der Aufnahme von infektiösem Blut beherbergen können.

Das Internationale Forschungsprojekt wurde von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) initiiert. Gemeinsam mit dem FLI hat auch die schwedische Statens Veterinärmedicinska Anstalt (SVA) an der wissenschaftlichen Arbeit mitgewirkt.

 

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