Permakultur unterstützt Biodiversität
Auf Permakultur-Flächen kommen dreifach so viele Vogelarten und Regenwürmer vor als auf umliegenden konventionell bewirtschafteten Flächen. Angesichts der Herausforderungen von Klimawandel und Artensterben könnte diese Art der Kultivierung eine Alternative sein, um Umweltschutz und ertragreiche Landwirtschaft zu vereinen. Das haben Forscher:innen der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) in einer gemeinsamen Studie mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien herausgefunden.
Permakultur nutzt natürliche Kreisläufe und Ökosysteme als Vorbild. In entsprechend landwirtschaftlich genutzten Flächen werden Lebensmittel in einem möglichst selbstregulierenden, naturnahen und vielfältigen Agrar-Ökosystem produziert. Dafür wird beispielsweise die Nutztierhaltung in den Anbau von Feldfrüchten integriert oder die Vielfalt an Nützlingen gefördert.
Auf neun Betrieben in Rheinland-Pfalz, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und in Luxemburg hat das Forschungsteam Permakultur-Flächen untersucht. Dazu haben die Forscher:innen Bodenproben von den Flächen im Labor auf deren Humus- und Kohlenstoffgehalt, auf Mikro- und Makronährstoffe und die Aktivität der Bodenmikroorganismen analysiert. Als Maß für die Biodiversität wurde die Artenvielfalt der Regenwürmer, Vögel und Pflanzen ermittelt.
Auf den Permakultur-Flächen war die Bodenqualität und die Biodiversität im Vergleich zu den umgebenden konventionellen Landwirtschaftsflächen als auch im Vergleich zu den Literaturwerten für herkömmliche Landwirtschaft deutlich erhöht. Der Kohlenstoff- und Humusgehalt der Permakultur-Böden war in etwa vergleichbar mit den Werten im Grasland in Deutschland. Neben der erhöhten Anzahl an Vogelarten und Regenwürmer ermittelten die Forscher:innen auch die dreifache Anzahl an Pflanzenarten. Diese sind ein guter Indikator für die gesamte Biodiversität eines Ökosystems und zugleich die Nahrungsgrundlage für wichtige Artengruppen wie Bestäuber oder die natürlichen Gegenspieler von Schädlingen.
Höhere Kohlenstoffvorräte im Boden von Permakultur-Flächen lassen sich laut den Forscher:innen einerseits durch einen höheren Eintrag an kohlenstoffhaltiger organischer Substanz, andererseits auch durch die Wirkung des Mulchens erklären. Denn die Permakultur-Flächen werden fast ausschließlich mit Mist oder Kompost gedüngt; reduzierte Bodenbearbeitung und eine Mulchschicht verhindern ein Abtragen der obersten Bodenschicht etwa durch starke Regenfälle. Damit ist bei Permakultur-Flächen der Verlust des Kohlenstoffs aus dem Boden geringer als beim konventionellen Anbau.
Das Forschungsteam zieht ein vielversprechendes Gesamtfazit: „Permakultur scheint ökologisch die sehr viel nachhaltigere Alternative zu industrieller Landwirtschaft zu sein“, ist sich Umweltwissenschaftler Julius Reiff von der RPTU sicher. Bodenexperte Johann Zaller von der BOKU räumt ein: „Ich hätte nicht erwartet, dass Permakultur Regenwürmer und andere Bodenorganismen in diesem Ausmaß fördert. Angesichts der Bedeutung des Bodenlebens für die Abfederung von Klimaextremen sowie für die Gesundheit und den Ertrag von Nutzpflanzen sind die Ergebnisse sehr vielversprechend."