Klimaziele erreichen und Kompost verwerten
Kompost sei eine Möglichkeit, um P-Bilanzen zu sichern und Erträge sowie Bodenfruchtbarkeit stabil zu halten. Damit startete Dr. Felix Richter in seinen Vortrag über die Vorstellung des Netzwerks ökologischer Kompost (NÖK) in Hessen. Rund 60 Teilnehmer:innen der Bioland-Wintertagung in Hessen auf Schloss Buchenau in Eiterfeld-Buchenau hörten ihm dabei zu.
Ziel des NÖK ist es, nicht nur mit Kompost Nährstoffkreisläufe zu schließen und Humus aufzubauen, sondern auch Akteure und Akteurinnen zu vernetzen. Letzteres ist besonders wichtig, denn eine Umfrage unter hessischen Ökolandbaubetrieben hat ergeben, dass viele Bio-Betriebe Verunreinigungen mit Plastik in Kompost fürchten und ihn deshalb nicht einsetzen. Richter nannte als Grund: „Oft fehlt das Vertrauen zwischen Öko-Betrieben und Kompostanlagen.“ Da setzt das NÖK an und will durch eine bessere Vernetzung mehr Vertrauen aufbauen. Einen ausführlicheren Bericht über das NÖK wird es in der April-Ausgabe des bioland-Fachmagazins geben.
Spätsaaten gegen zu hohe Nmin-Werte
Pascal Gerbaulet von der Landwirtschaftskammer in Nordrhein-Westfalen schloss sich mit einem Vortrag über N-Effizienz im Ökolandbau an. Vor allem die in den vergangenen Jahren vermehrt auftretenden Trockenperioden sorgen dafür, dass sich Nmin-Werte im Boden erhöhen. In trockenen Zeiten liegt Stickstoff im Boden vor, den die Pflanze nicht nutzen kann und bei einem nassen Herbst wird dieser Stickstoff wieder vermehrt im Boden freigesetzt.
Die Trockenheit sorgt auch dafür, dass das Futter knapp wird und viele Landwirte und Landwirtinnen daraufhin ihren Kleegrasanteil in der Fruchtfolge erhöhen. Manche der Projektbetriebe in Nordrhein-Westfalen bauen 40 bis 45 Prozent Kleegras an, was nach Gerbaulets Meinung zu viel ist. Für die Betriebe ist es außerdem sehr herausfordernd, von diesem hohen Niveau wieder runterzukommen. Etabliert man im Herbst Kleegras, bricht es um oder mulcht es, kann das die Nmin-Werte erhöhen. Die Versuche haben gezeigt, dass Wintergetreide den überschüssigen Stickstoff im Herbst oft nicht aufnehmen kann. Spätsaaten können eine Option sein dem entgegenzuwirken, aber gleichzeitig sorgen sie auch für einen erhöhten Unkrautdruck. Eventuell ist eine Fruchtfolgeumstellung nötig, um den N-Überschuss über Zwischenfrüchte bei früheren Saatterminen auffangen zu können. Gerbaulets Lösungsvorschläge lauten zum Beispiel, den N-Pool in der Fruchtfolge anzupassen und nur maximal 33 Prozent Kleegrasanteil anzubauen, außerdem dem Anbau von Zwischenfrüchten mit einzuplanen. Die Fruchtfolge neben der Hauptkultur sollte so gestaltet sein, dass Begrünung funktionieren kann und wenn das nicht der Fall ist, sollte man den Boden nur gering bearbeiten.
Einfluss nehmen, da wo es möglich ist
„Wie Kipppunkten wirken, wird in Bezug auf das Klima oft unterschätzt. Denn dann läuft das System von selbst und wir können nichts mehr machen“, sagte Bioland-Berater Felix Baumann zu Beginn seiner Präsentation über die Bioland-Klimastrategie. Er ergänzte, dass man mit voranschreitendem Klimawandel nicht wisse, in welches Gleichgewicht das Klima übergehe und das wie ein Roulette sei.
Es werden zwar politische Maßnahmen ergriffen und Klimadaten erhoben, aber diese entwickeln eine Eigendynamik. Es gibt keine standardisierte Datenerhebung. Der Lebensmitteleinzelhandel gibt diese politischen Forderungen an die Landwirte und Landwirtinnen weiter. Diese kommen jedoch meistens nur chaotisch an und Landwirte und Landwirtinnen müssen immer mehr Datenerhebungsbögen ausfüllen.
„In der EU gibt es viele Klimabilanzierungs-Tools, aber keine standardisierte Methodik. Das ist sehr verwirrend,“ so Baumann. Der Ökolandbau wird dabei oft ungenügend repräsentiert und auch nicht honoriert. Da setzt Bioland an und will für eine echte Transformation sorgen. Bioland setzt sich deshalb unter anderem für folgende Anforderungen an Klima-Bilanzierungstool ein: Vielfältige Fruchtfolgen sollen möglich und die Effizienz darf nicht das Hauptkriterium sein. Dort wo es möglich ist, soll man Bio-Schätzwerte verwenden können. „Wichtig ist, dass dort wo es möglich ist, wir mit Akteuren Akteurinnen kooperieren, um Einfluss nehmen zu können“, so Baumann abschließend zu seinem Vortrag.