Kälberkontrolle unverzichtbar
„Die kuhgebundene Kälberaufzucht ist eine Chance für mehr Tierwohl, aber auf keinen Fall ein Selbstläufer!“ So fasst Dr. Kerstin Barth vom Thünen-Institut für ökologischen Landbau ihre Forschungsergebnisse beim Eichigter Öko-Expertenforum zusammen. Barth kennt die Vorteile und Herausforderungen der kuhgebundenen Kälberaufzucht aus vielen Forschungsvorhaben, aber auch aus dem Forschungsstall in Trenthorst.
Milchviehhalter:innen wechseln von der Kälbertränke zur kuhgebundenen Aufzucht, weil sie sich mehr für Tierwohl und artgerechte Aufzucht engagieren wollen. Wichtig bleibe es aber, auf die Gesundheit der Kälber und der Ammen zu achten, betonte sie. Ob Kälber an der Mutter oder einer Amme heranwachsen, wie lange die Kontaktzeiten dauern und wie sie das Absaetzen gestalten, entscheiden Betriebe nach ihre individuellen Möglichkeiten. Die Systeme auf den Betrieben seien sehr individuell, bestätigte auch Prof. Ute Knierim, Universität Kassel.
Der Bioland-Betrieb Hofgut Eichigt im Vogtland, der zum Expertenforum eingeladen hatte, zieht die Kälber seiner großen Milchviehherde kuhgebunden auf. Jeden Monat kommen auf dem großen Milchviehbetrieb durchschnittlich 120 Kälber zur Welt. Daher erfordert die Aufzucht an Ammen eine gute Organisation, die genügend Zeit für Tierkontrollen und individuelle Beobachtungen vorsieht. Aneka Meinel, die die Tierhaltung auf dem Hofgut Eichigt leitet, führte die Teilnehmer:innen des Expertenforums durch die Ställe, in denen Ammen bis zu vier Kälber aufziehen. „Die Kälber bekommen Kolostrum aus der Flasche, das ist ihre erste Begegnung mit Menschen. Jeden Tag kontrollieren wir die Euter der Ammen, bei Bedarf melken wir auch nach“, betonte sie. Auch ein Besuch auf der Weide, auf der 28 Kühe und die Kälber zwei Monate verbringen, verdeutlichte den hohen Anspruch des Betriebs an Tierwohl und Tierkontrolle. Ein alter mobiler Melkstand dient dort als Fangstand, um Ammen zu kontrollieren und bei Bedarf zu behandeln. Die Kälber haben auch auf der großen Weide die Möglichkeit, sich in einem Zelt zurückzuziehen. "Das Zelt ist noch in der Probephase", erläuterte Meinel.
Ein ausführlicher Bericht erscheint in einer der nächsten Ausgaben des bioland-Fachmagazins.