Zäune und Herdenschutzhunde müssen Weidetiere vor Wolfsangriffen schützen, herausfordernd für Weidetierhalter:innen. (Foto: Landpixel)

Herdenschutz hat Priorität

Schafe, Ziegen und Rinder brauchen Herdenschutz. Der Europäische Gerichtshof nennt Bedingungen, um einzelne Wölfe zu schießen.

Der Europäische Gerichtshof hat den strengen Schutzstatus des Wolfs nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie bekräftigt. In einem Rechtsstreit zwischen österreichischen Umweltverbänden und der Tiroler Landesregierung ging es um die Abschussgenehmigung für einen Wolf, der 20 Schafe gerissen hatte. Das Landesverwaltungsgericht Tirol hatte den EuGH befragt. Der legte die Hürden für eine Ausnahmegenehmigung weiterhin hoch.

Vier Bedingungen müssen laut EuGH erfüllt sein, damit Behörden eine Ausnahme vom Jagdverbot auf den Wolf ermöglichen können:

  • Die Wolfspopulation muss sich in einem günstigen Erhaltungszustand sowohl auf lokaler Ebene (im Land Tirol) als auch auf nationaler Ebene (Österreich) befinden, was nicht der Fall ist. Außerdem, selbst wenn es der Fall wäre, müsste man sich, soweit dies die verfügbaren Daten zulassen, vergewissern, dass dies auch auf grenzüberschreitender Ebene gilt.
  • Die Ausnahmeregelung darf die Wahrung des günstigen Erhaltungszustands auf keiner dieser drei Ebenen beeinträchtigen.
  • Die ernsten Schäden müssen zumindest weitgehend dem betreffenden Tierexemplar zuzuschreiben sein. Indirekte Schäden, die nicht auf diesen einzigen Wolf zurückzuführen sind und sich aus Betriebsauflassungen und der daraus resultierenden Reduktion des Gesamt-Nutztierbestands ergeben, reichen nicht aus.
  • Es gibt keine anderweitige zufriedenstellende Lösung. In diesem Zusammenhang sind auch die wirtschaftlichen Auswirkungen anderer denkbarer Lösungen, wie z. B. Almschutzmaßnahmen, zu berücksichtigen. Sie können jedoch nicht ausschlaggebend sein. Zudem müssen die anderweitigen Lösungen gegen das allgemeine Ziel der Wahrung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustands der Wolfspopulation abgewogen werden.

Hilfestellung beim Herdenschutz Weidetierhalter:innen müssen darum weiterhin den Fokus auf den Herdenschutz legen. Der Deutsche Verband Landschaftspflege (DVL) organisiert dafür im Modell- und Demonstrationsprojekt Herdenschutz in der Weidetierhaltung Schulungen, entwickelt Merkblätter und hat eine Lehrfilmreihe erstellt.

Die Merkblattsammlung des DVL enthält beispielsweise ein Praxiskapitel, zur Wahl des richtigen Zaunzubehörs für funktionstüchtige elektrifizierte Herdenschutzzäune. Es enthält Empfehlungen zu Zaunpfählen, Isolatoren, Zaunleitermaterial und Verbindungselementen. Der Text wurde auf Grundlage der gleichnamigen Veranstaltung erstellt, zu der es einen Veranstaltungsmitschnitt gibt.

Ein weiteres Praxiskapitel hilft, sich auf den Rissnotfall vorzubereiten. Denn ein Wolfsriss ist für Tierhalter:innen dramatisch. Trotzdem sollten sie richtig handeln. Die Schritt-für-Schritt-Anleitung enthält Checklisten, Hinweise und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für einen mutmaßlichen Wolfsübergriff für Weidetierhalter:innen.

Wer Online-Schulungen verpasst hat und sich gerne nachträglich informieren möchte, findet die Reihe auf Youtube.

Darüber hinaus hat auch das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) Materialien zum Zaunbau für Berufsschulen erstellt: Wolfsabweisende Zäune errichten und pflegen. Der Unterrichtsbaustein für die berufliche Bildung (insbesondere Berufsschulen) richtet sich an Lehrkräfte in der landwirtschaftlichen Ausbildung sowie an angehende Weidetierhalter:innen.

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