Wölfe sind in Europa wieder verbreiteter anzutreffen, daher steht der Schutzstatus auf dem Prüfstand. (Foto: Imago)

EU will Schutz des Wolfs senken

Statt „streng geschützt“ könnte der Wolf bald nur noch „geschützt“ sein. Der niedrigere Status soll Weidetierhalter:innen helfen.

Erleichterungen für die Halter:innen von Schafen, Ziegen, Rindern und Pferden kündigt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir an. Denn auf EU-Ebene ist die Lockerung des Schutzstatus für den Wolf in der Berner Konvention einen Schritt vorangekommen. Bis die Tierhalter:innen Erleichterungen spüren, wird es noch dauern.

Die EU-Botschafter der Mitgliedstaaten stimmten im Ausschuss der Ständigen Vertreter dafür, den Schutzstatus des Wolfs in der Berner Konvention von „streng geschützt“ auf „geschützt“ abzusenken. Dies hatte die EU-Kommission vorgeschlagen. Die Bundesregierung hat dem nun zugestimmt. Die Entscheidung muss offiziell noch durch den EU-Ministerrat bestätigt werden.

Damit kann die EU-Kommission als Vertragspartei der Berner Konvention einen Änderungsvorschlag einreichen. Wird der Änderungsvorschlag in der Berner Konvention angenommen, kann die FFH-Richtlinie entsprechend angepasst werden. Dafür sind erneute Abstimmungen innerhalb der EU-Gremien erforderlich.

Auflösung verhärteter Fronten in Sicht
Bioland hat sich in einem Brief an Bundesumweltministerin Steffi Lemke dafür bedankt, dass die Bundesregierung, und vor allem das Umweltministerium, dem Vorschlag der Europäischen Kommission zugestimmt hat. Bioland-Präsident Jan Plagge erläutert darin: „Wir wissen, dass dieser Schritt für den Naturschutz kein einfacher war, doch auf lange Sicht wird eine Auflösung verhärteter Fronten sowohl dem Wolf als auch der Weidehaltung helfen. Das können wir aus eigener Erfahrung bestätigen, denn nicht nur für den Umweltschutz, sondern auch für den Ökolandbau stellt sich inzwischen ein wachsender Zielkonflikt zwischen Biotopschutz durch Weidehaltung einerseits und dem Artenschutz einzelner Tierarten wie dem Wolf andererseits ein.“ Die starke Vermehrung der Wolfspopulation, sowie insbesondere einzelne übergriffige Wölfe, nehme existenzgefährdende Ausmaße an – insbesondere für Schäfer, Ziegen- und Rinderhalter und -halterinnen mit Herden in extensiver Weidehaltung, die also besonders tiergerecht und naturverträglich arbeiten.

Auch Özdemir hatte ausdrücklich Bundesumweltministerin Steffi Lemke gedankt, die den Weg für die Absenkung des Schutzstatus für den Wolf frei gemacht hat, fügte aber hinzu: „Wir sind uns mit der EU-Kommission einig, dass es bei der Absenkung des Schutzstatus in der Berner Konvention nur um den Wolf gehen darf. Der Schutz der Artenvielfalt hat für uns weiter höchste Priorität."

Anerkennung für die Weidetierhaltung
Jan Plagge stellt sich hinter Weidetierhalter:innen: „Im Rahmen ihrer Möglichkeiten setzen diese Betriebe aktiv und konstruktiv Herdenschutzmaßnahmen um und erkennen den Wolf als Mitglied unseres Ökosystems an. Jedoch muss die Diskussion heute anders geführt werden als noch vor 10 oder 20 Jahren. Denn der Wolf ist heutzutage in Deutschland stabil etabliert. Übergriffige Wölfe tauchen immer wieder auf; bislang fehlen jedoch wirksame, rechtssichere Wege, um diese entnehmen zu können.“

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