Der ungarische Agrarminister István Nagy war Gastgeber des European Organic Congress in Budapest. (Foto: Ifoam OE)

Bio-Kongress mit Aufbruchstimmung

Der Europäische Bio-Kongress fordert ein Programm für einen höheren Bio-Anteil. EU-Strategiedialog stützt die Rolle des Ökolandbaus in Europa.

Der Europäische Bio-Kongress stand im Zeichen des Übergangs des Agrar- und Ernährungssystems zu mehr Nachhaltigkeit. Denn soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und Unabhängigkeit sollen die gegenwärtigen Krisen meistern. Vom 10. bis zum 12. September hat Ifoam Organics Europe den europäischen und internationalen Bio-Sektor zum European Organic Congress nach Budapest gerufen. Auch das ungarische Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Ömki) und die ungarische EU-Ratspräsidentschaft waren Gastgeber an der Donau.

Ifoam-Präsident Jan Plagge eröffnete die Tagung mit einem Blick auf die Erfolge und die Substanz des Abschlussberichts aus dem Strategischen Dialog zur Zukunft der europäischen Landwirtschaft. „The time for change is now!“, unterstrich er und empfahl, den Bericht zu lesen. Ifoam-Vizepräsidentin und Ömki-Gründerin Dóra Drexler beschwörte den familiären Zusammenhalt der Bio-Bewegung und ihren Antrieb, für eine bessere Zukunft zu arbeiten. Der ungarische Agrarminister István Nagy bekräftigte die Bedeutung des Ökolandbaus für den Schutz der genetischen Vielfalt und seine positiven Effekte für Umwelt und Klima. Er schlug ein EU-weites Programm für die Erhöhung des Bio-Anteils in der öffentlichen Beschaffung vor.

Öko-Landwirte von GLÖZ-Standards befreien 
Den Kongress prägte der Abschlussbericht des Strategischen Dialogs. Der sogenannte „tailored approach“ darin, der äquivalent zu „green by concept“ steht, will Landwirte und Landwirtinnen von Auflagen wie gewissen GLÖZ-Standards befreien, deren Wirkungen sie bereits über Zertifikate, wie das Öko-Zertifikat, nachweisen können. Plagge hat sich zudem für die flächendeckende Anwendung des §210a der Gemeinsamen EU-Marktordnung eingesetzt, um Landwirte in der Wertschöpfungskette zu stärken. Gabriela Fiebinger von Bioland stellte das Projekt Orientierungspreis von Bioland und Naturland in Budapest vor.

Das zentrale Instrument für die Umsetzung der Empfehlungen des Strategischen Dialogs bleibt die GAP. Mit dem Abschlussbericht des Strategischen Dialogs sei ein wichtiges geeintes Fundament für den Übergang zu einem nachhaltigen Agrar- und Ernährungssystem gelegt, das bestätigten Catherine Geslain Lanéelle von der EU-Kommission, der Präsident des europäischen Rats der Junglandwirte Peter Meedendorp (CEJA) und die Präsidentin der vereinigten landwirtschaftlichen Genossenschaften und berufsständigen Organisationen Europas (COPA-COGECA), Christiane Lambert. Jan Plagge erläuterte, wie Landwirtinnen und Landwirte auf Basis des Gesamtbetriebskonzepts in einer künftigen GAP finanziell belohnt werden sollen.

Gentechnik ist der falsche Weg
Was würden Deregulierung und Patentierung im Gentechnikgesetz für ökologische Pflanzenzüchter bedeuten? Frans Carree von De Bolster Organic Seeds berichtete, wie sie bereits heute Zuchtzieleigenschaften von Pflanzen vorab auf Patentansprüche prüfen müsse, um keine Strafzahlungen zu fürchten. Als „absurd“ verurteilte Maaike Raaijmakers von Bionext die geplante Deregulierung der Neuen Gentechnik und den einhergehenden Verlust genetischer Vielfalt durch drohende Patente auf jegliche Pflanzeneigenschaften – auch auf diejenigen aus der Natur oder traditioneller Züchtung.

Die Abschlussrede des europäischen Bio-Kongresses hielt Lennart Bertels vom Jungen Bioland. Er hob die Rolle der jungen Bio-Bäuerinnen und -Bauern als Treiber der Agrarwende hervor.

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