Für den Umbau der Tierhaltung muss sich die Agrarpolitik dringend auf den Weg machen, fordert der Kritische Agrarbericht. (Foto: Melanie Grande/Bioland)

Bilanz der Enttäuschung

Um die Hintergründe und Motive der Bauerproteste zu erkennen, hilft ein sachlicher Rückblick. Den bietet der Kritische Agrarbericht.

Die Debatte über den Agrardiesel und die Bauernproteste in vielen Ländern Europas verengen die Sicht auf die Agrarpolitik. Woher die Unzufriedenheit der Landwirtinnen und Landwirte rührt, ist im Kritischen Agrarbericht 2024 zusammengetragen, den das Agrarbündnis, ein Zusammenschluss von 26 unabhängigen Organisationen, bei der Internationalen Grünen Woche vorgestellt hat. „Wir zeigen, was das Fass gefüllt hat, das mit der Agrardieselsteuer zum Überlaufen kam“, sagte Frieder Thomas, Geschäftsführer des Agrarbündnisses. Die Mutlosigkeit der Agrarpolitik sei die wahre Ursache der großen Unzufriedenheit der Landwirte. Die Bilanz des Kritischen Agrarberichts, die in diesem Jahr auf den Umbau der Tierhaltung fokussiert, seziert die politische Debatte zur Landwirtschaft.
 
Der Konsens zur Transformation der Landwirtschaft, der in Deutschland erzielt war, gerate in den Hintergrund, befürchtet auch Olaf Bandt, Bundesvorsitzender des Bund für Umwelt- und Naturschutz. Es sei Zeit, die vielen Initiativen zu unterstützen, die die Landwirtschaft nachhaltiger machen wollen. Den Abbau von Umweltstandards zu fordern sei der falsche Weg. „Diese Form der Landwirtschaft hat dazu geführt, dass Borchert-Kommission und Zukunftskommission Landwirtschaft notwendig waren“, erinnerte Bandt. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarteten Transparenz, Tierwohl und weniger Umweltauswirkungen der Landwirtschaft. „Politischer Gestaltungswille zur Pestizidreduktion ist dringlicher denn je.“

Anreize für Ökolandbau gefordert
Für eine erfolgreiche sozial-ökologische Agrarwende brauche es die richtigen Anreize, machte Carolin Pagel, Bioland-Referentin für Agrarpolitik deutlich. „Dem Ökolandbau muss im Kontext der Transformation der Landwirtschaft eine zentrale Rolle zukommen“, sagte sie. Ökolandbau sei als ressourcenschonende, nachhaltige Methode der Landwirtschaft erprobt. Die positive Wirkung sei wissenschaftlich belegt. Die Bio-Strategie 2030 der Bundesregierung müsse dringend auf den Höfen ankommen. Wichtig sei auch, Lösungen für die bürokratischen Herausforderungen zu bieten. „Wir haben neben der Preiskrise eine massive Bürokratiekrise. Mit dem europäischen Gentechnikrecht zeichnet sich zudem eine Patentkrise ab.“

Das Agrarbündnis hat den Kritischen Agrarbericht auch in einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt. Davon gibt es ein Video. Alle Kritischen Agrarberichte der vergangenen Jahre sind auch online verfügbar.

 

Kernforderungen des Kritischen Agrarberichts

Aus dem Kritischen Agrarbericht leitet das Agrarbündnis Kernforderungen an die Agrarpolitik ab. Sie stammen aus den zehn Politikfeldern, die der Kritische Agrarbericht ausleuchtet:

  • Agrarpolitik und soziale Lage
  • Welthandel und -ernährung
  • Ökologischer Landbau
  • Produktion und Markt
  • Regionalentwicklung
  • Natur- und Umweltschutz
  • Waldschutz
  • Tierschutz
  • Gentechnik
  • Verbraucherschutz

 

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